1576 Das weiße Licht
Ich lasse das weiße Licht des grauen Nebeltagesbeginns
herein in mein kleines Zimmer und in mein Sinnesdaten-Aufnahmezentrum. Meine
Arme haben sich wie aufgedunsen und plump, schwerfällig und übergewichtig auf
die Bettdecke gelegt. Meinem rechten Arm helfen die Schreibbewegungen, sich ein
wenig aus diesem Bann zu lösen. Ich spüre mein linkes Herz in einem Hohlraum
hängen und wie es die Verkrampfung meiner zur halboffenen Faust schwach
geballten linken Hand spürt.
„Schach dem Herztod!“ ORF-Mann Dr. Kurt Jeschko fällt mir
ein und ich darf nach innen lächeln, weil ich an seinen Herztod mit zwei
schönen ORF-Frauen im Bett denke. (Neid? Wenn ja, dann in kontinuierlicher
Tradition mit meinem Vater, dem als Einarmigen zusätzlich der Erfolg des
einarmigen Jeschko bei den Frauen imponierte – wie ich mich erinnere.) Also
hebe ich meinen linken Arm und balle meine linke Hand diesmal zu einer
ordentlichen Faust und löse sie gleich wieder, wie ich es damals im Fernsehen
gesehen habe, mehrmals und sage dazu nicht „hoch die internationale ...“,
sondern: „Schach dem Herztod!“ Jetzt lösen sich auch hier die letzten Reste der
Versulzung auf. (An die Erfinder, Leiter und Verantwortlichen der diversen
Gesundheitskampagnen: sollten diese Antiherztodbewegungen nicht mehr am
neuesten Stand sein, dann denkt daran: ihr müßt die Behauptungen eurer
Gesundheitskampagnen, die sich als überholt oder gar als falsch herausgestellt
haben, wieder UNGÜLTIG ERKLÄREN! Bilder und ihre Aussagen bleiben lange im
Bewußtsein haften, und wenn ihr es nicht genauso intensiv und aufwendig richtig
stellt, dann bleibt die Botschaft aufrecht! Hallooo!!)
Während ich dem Bild von mit zwei Frauen im Bett fast automatisch
nachhänge und ob-es-das-auch-ohne-Herztod-gäbe-Überlegungen anstelle, blättere
ich um und beginne eine neue Seite.
Diese neue Seite ist leer und bleibt es auch, unfreiwillig
und vorläufig.
Der wiederum eingeschlafene Körper läßt den Kuli nicht
fallen. Immerhin hat er mir sein Leben lang treue Dienste geleistet. Scherz
beiseite. Die Tageskinder singen fröhlich die Stiegen herauf und lassen ihren
Gesang im steinernen Stiegenhaus kraftvoll hallen.
(4.11.2019)
©Peter Alois Rumpf,
November 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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