Mittwoch, 30. Oktober 2019

1571 Und das Wort ist Fleisch geworden ...


Die Spielgeräte stehen still und stumm, wie Zeugen einer möglichen, aber verpaßten Welt. Bald schon werden sie belebt sein, denn ich höre bereits die jauchzenden Rufe der zurückkehrenden Tageskinder im Stiegenhaus. Dann werden die Kinder darauf herumklettern, rutschen – einfach ihre Möglichkeiten ausprobieren, die vielen Spielsachen benutzen für ihre Spiele. Und niemand wird sie dafür verurteilen, wenn sie irgendeine Klettertour nicht schaffen. Sie werden es bald wieder versuchen. Niemand wird die Nase rümpfen, wenn ein Kind ein anderes vorgelassen hat („sich verdrängen lassen“ - eben nicht! Das wird nicht beurteilt und nicht bewertet! Keine Noten!) oder nicht vorgelassen.

Jetzt jedoch legen sich meine persönlichen Lebenserfahrungen darüber und die Klettergerüste zum Beispiel werden stumme, aber bildhafte Zeugen meiner Versagensgeschichte im Klettern und im Turnunterricht (also in Arbeit und Freizeit), wie Folterinstrumente, die mich an meine Geschichte der Erniedrigungen, Bloßstellungen, Beschimpfungen, Demütigungen und Verurteilungen erinnern und haben so plötzlich nichts mehr mit einer Einladung zu Spiel und Freude an der Bewegung zu tun. Mir krampft es den Magen zusammen. Mir ist zum Weinen. So stark wirken diese Zeiten nach! Schade, daß ich nicht in einem Heim war, denn dann könnte ich wenigstens Schmerzensgeld und Entschädigung einklagen. Aber gegen normale Eltern und normale Schulen? Abgesehen davon, daß das Alles schon längst verjährt ist (bei euch vielleicht! bei mir sicher nicht! Mir ist das tief in Geist, Seele und Körper eingebrannt. Die bösen Worte sind Fleisch und mein Leben geworden und wohnen unter euch).

Darum stehe ich jetzt von der Wohnzimmerbank auf, gehe in die Küche und bereite mein Morgenmahl, um Leib und Seele zu stärken.










(30.10.2019)











©Peter Alois Rumpf,  Oktober 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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