1182 Pensionsantragstellen, die dritte
Halleluja! Ich nehme alles zurück! Alle meine imaginären
Anschlagspläne, Massakerphantasien und taggeträumte, pubertäre
Suizidaldrohungen widerrufe ich! Ich widerrufe! Denn heute habe ich meinen
Pensionsantrag abgegeben. Ein Wunder ist geschehen! Heute bin ich an eine ganz,
ganz freundliche, hilfsbereite und humorvolle Beamtin geraten. Sie hat mich
tatsächlich – bildlich gesprochen – an der Hand genommen und mich durch den
Antrag geführt. Zeile für Zeile hat sie mit mir durchgemacht. „Nur mit der
Ruhe!“, hat sie gesagt, „Sie haben Zeit.“ Frage für Frage hat sie mit mir
ausgefüllt. Sie war überhaupt nicht zermürbt, hat mich nach meinem Studium
gefragt und von ihrem erzählt, hat mir alles, was ich noch nachreichen, muß
ausgedruckt, Auskunft über die bald „anbrechende“ Kur gegeben und, als ich mich
getraut habe zu fragen, von wem das Fries da hinten an der Wand gemalt ist,
sind wir zusammen schauen gegangen, ob wir einen Hinweis finden (das hat sie
selbst interessiert).
Ich habe ihr dann nach vielen Dankesbekundungen noch einen
schönen Tag, schöne Weihnachten und überhaupt von Herzen alles Gute gewünscht.
Ein Stein ist mir vom Herzen (Wiederholung! ... Wurscht!) gefallen, eine Last wurde
mir abgenommen. Mir wurde wirklich geholfen. Danke! Danke den Kräften, die mein
Schicksal regieren, daß ich heute an diese edle Dame, aber ganz normale Frau (Zwei-Naturenlehre: wahre Göttin und wahre Menschin) geraten bin! (Krafttag!)
Wie viele Zufälle! Eigentlich wollte ich früher dort sein, habe aber – vom
einem Albtraum zurückgeworfen – länger geschlafen als geplant. Die eine U-Bahn
verpaßt, die andere gerade noch erwischt. Ohne die unfreundliche Dame beim
ersten Versuch wäre ich dieser netten und kompetenten Frau nicht begegnet. Und und und.
Wie heißt es in der Heiligen Schrift? Wenn nur ein
Gerechter in der Stadt ist, zerstört Gott diese Stadt nicht. Also nehme auch
ich wegen dieser einen Gerechten unter den Bürokraten alle Beschimpfungen,
Aggressionen und Gewaltphantasien zurück, in Gedanken, Worten und Werken und
bereue sie. (Nebenbei: bemerke den heimlichen Größenwahn von Losern!)
Jetzt sitze ich im Espresso und feiere den Tag. Eine gewisse
Leere und seelische Erschöpfung breitet sich nach dem ersten Jubel aus.
Da fällt mir eine Geschichte mit den Tageskindern ein: Meine
Frau schiebt jeden Tag ihre fünf Tageskinder in einem Sechs-Sitzer-Wagerl in
den Park und einmal, vor Jahren, als sie das Gefährt nach Hause schiebt,
beginnen alle Kinder – angeregt durch einen der Buben – laut und ununterbrochen
„Halleluja!“ zu rufen. Sie sitzen stolz im Wagerl und rufen begeistert
„Halleluja!“. „Halleluja“ schallt es durch die Gassen von Wien – für die
Passanten muß das etwas schräg gewirkt haben.
(3.12.2018)
©Peter Alois Rumpf Dezember
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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