1029 Zur angelehnten Thür
Wir sind in der Morgendämmerung und eine Schar Krähen, die
sich über meinem Lichtschacht zusammenschreit, durchbricht die Stille und ruft
bei mir einen leichten Alarm aus. Was ist da im Gange? Und Krähen, die haben
doch etwas mit dem Schicksal zu tun? Ein zweitesmal überfliegt eine Krähenschar
schreiend den Lichtschacht. Der Alarm surrt in mir weiter, als es schon wieder
ganz still ist. Das Weckerticken stolpert so mit; eindeutig sind sein Rhythmus
wie seine Lautstärke unregelmäßig. Ein Geräusch, wie wenn etwas großes,
schweres über den Boden geschliffen wird, das ich nicht zuordnen kann; dann
kracht die Haustür zu und mein Magen knurrt.
Jetzt kräht ein einzelner Krähenvogel über dem Lichtschacht,
kurz, dann ist er wieder still. Mein Bewußtsein sickert langsam in den Schlaf
zurück und schreckt von Zeit zu Zeit hoch, um dann wieder abzusinken. Ich drehe
das Licht ab und lege mich mit dem Rücken zur Wand und dem Gesicht zur
angelehnten Thür.
Ich hebe meinem linken Arm und will im Dunkeln etwas
wegschieben oder die Decke glätten, aber es gelingt nicht. Erst beim dritten
Versuch merke ich: mein linker Arm bewegt sich gar nicht; ich habe sozusagen
einen „Geisterarm“ ausgefahren, der aber in dieser Welt nichts berühren kann.
Ich schlage die Augen auf und sehe, die Katze hat sich zu
mir gelegt. Ich schließe kurz die Augen und mache sie wieder auf: die Katze,
die ich an meinem Körper spüre, ist nicht da. Beim drittenmal kann ich sie
wieder sehen.
Jetzt bin ich ganz sicher wach und höre eine Frau singend
das Stiegenhaus hinuntergehen und auch mir geht dabei durchaus ein wenig das
Herz auf.
(17.7.2018)
©Peter Alois Rumpf Juli
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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