1027 Ein erzwungener Morgen
Ein erzwungener Morgen. Lieferung von acht bis siebzehn Uhr.
(Dabei war ich um zwei Uhr dreißig noch wach.)
Im Wohnzimmer mit den weißen Wänden ist es so still. Langsam
sammelt sich mein Geist über das Funktionelle - wie rasieren, Kaffee aufwärmen,
aufsperren, Geschirrspüler leerräumen … hinaus.
Dann wieder ein kleiner Rückfall ins Funktionelle:
Korrigieren des vorigen Textes inklusive Striche ziehen (Wie Architekten alles
erklären), dabei bleibe ich hängen und denke mir einen Umbau unserer Wohnung
aus. (Reine Phantasie! Ohne Lottogewinn oder sonst ein Wunder völlig
unrealistisch!)
Ich versuche wieder in die Gegenwart zurückzufinden:
elegisch – ferner Verkehrslärm, Vogelgezwitscher, Sonnenlicht, blauer Himmel
...verdammt! Ich komme aus dem „Amtssprachen“ - Stil nicht raus!
Ist in der „Amtssprache“ (vergleiche, was M. Rosenberg über
Eichmann und seine Sprache sagt) die typische Vermeidung von Verben, beziehungsweise
ihre Neutralisierung mit „Es“- Sätzen und deren irrwitzig-bürokratische
Ausformung – zum Beispiel: … „ist hintanzuhalten“ - der Verweigerung, die
Verantwortung für die eigenen Handlungen zu übernehmen, geschuldet?
Vielleicht brauch ich gar nicht in der Gegenwart sein, weil
ich die Vergangenheit – jetzt hätte ich fast geschrieben: „aufräumen“ muß?
Wieder verdächtige Sprache! Die Wehrmacht „räumt im Osten auf“, „der Wald da
gehört aufgeräumt“, und der Garten auch („Rasennazis!“ Danke Thomas Maurer).
Jetzt bin ich ganz froh, hier in der Stille zu sitzen und zu
warten; jetzt gefällt mir das sehr gut. Ich schaue wie so oft an der Holztreppe
vorbei in die erleuchtete Küche, ein Anblick, den ich gerne habe, und drehe ab
und zu meinen Kopf nach links, um durch unser verwachsenes Fenster im Hof die
windbewegten Bäume zu bewundern und den strahlend blauen Himmel.
Lesen kann ich. Lesen.
(13.7.2018)
©Peter Alois Rumpf Juli
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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