Dienstag, 12. Juni 2018

975 Gell!?


Der Himmel hat sich gewittrig verdunkelt, aber noch ist es ganz still, mitten in der Stadt. (Zur Stille rechne ich: das Geplauder der anderen Gäste in der Aida, das Surren der Kühlmaschinen, das Klappern von Geschirr und Besteck, das Gurgeln der Kaffeemaschine (Herzliche Grüße an Don Juan Matus!), das langsame Vorbeischleichen zweier Autos draußen vor der offenen Tür, die manchmal unhörbaren, manchmal sehr leisen Schritte der Passanten am Gehsteig, das Tack, Tack der Pferdehufe vom vorbeifahrenden Fiaker, die Schallwellen oberhalb und unterhalb meines gehörlichen und ungehörigen, aber jedenfalls schon reduzierten Hörspektrums, das Zischen der Kaffeemaschine, die sichtbare und die unsichtbare Welt, die ungeheuerliche Wampe des vorbeiwatschelnden Mannes mittleren Jahres, Engeln, Mächte und Gewalten, der große Busen der älteren, der kleine Busen der jüngeren Kellnerin, die Infrarot- und Ultraviolettstrahlung – ich muß noch unbedingt etwas dazu aufzählen, sonst steht der vorletzte Eintrag (Kellnerinnen) zu markant da. So auffällig soll er nicht dastehen, sonst verliere ich meine unzähligen Leserinnen – verdammt, mir fällt nichts mehr ein; hängen geblieben).

Durch die blutdrucksteigernde Wirkung des Koffeins wird nun mein Gehör sensitiver und deshalb die Stille lauter.

Endlich, endlich fängt es draußen zu tröpfeln an und die draußen sitzenden Gääste (IherzMistakes – manchmal bringen Fehler verdecktes zum Vorschein, z.B. den ins Vegetative tendierenden Daseinsmodus an sich zum Vitalen angelegter Lebewesen)  kommen herein und manche tragen ihre Tabletts selbst (heißt der Plural Tablette oder Tabletts? - Aha, langsam setzt sich auch bei mir Sprachkonservativisten der englische Plural durch).
Eine Fliege belästigt mich, indem sie mich mehrmals am nackten, linken Knie kitzelt (die Rache der Karma-Police an dem Dirty Old Man wegen seiner Kellnerinnenblicke; ich schwöre, die waren nur beschreibend, nicht geil.)

Ob von Stille oder von Lärm eingehüllt, richtig genutzt kann es aufs Gleiche hinauslaufen.

Jetzt geht mir die Beobachtungskraft aus und der Schreibflow versickert.

So richtig regnet es nicht.

Aber schon großartig, wie ich mich nicht schone und mich in meiner äußerst spätpubertären Fixiertheit (um nicht zu schreiben: Blödheit) dem p.t. Publikum zum Gaudium preisgebe, gell!? (Habe nachgeschaut: pleno titulo).




(12.6.2018)







©Peter Alois Rumpf    Juni 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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