Freitag, 28. April 2017

680 Gewissenserforschung

Nicht viel habe ich an diesem Tag weitergebracht. Einen kleinen Text geschrieben. Vielleicht nicht so schlecht, aber wird der irgendjemanden und die Welt weiterbringen? Oder das Leben erleichtern? So, daß jemand nach dem Lesen ein anderer Mensch ist? Oder werden kann? Oder seine wirkliche Chance hatte?
Habe ich irgendetwas getan oder erlebt oder zugelassen, was mein Bewußtsein erweitert hat? So, daß bei meinem Tod, wenn ich mein Bewußtsein abgebe, mein Anteil dazu beigetragen hat, das Große Bewußtsein im Universum zu vermehren? Hm? Zuviel verlangt? Wer weiß!

Eine ungeheure Frustration ist das, auf so einen Tag zurückzublicken. Die habe ich – eigenartigerweise – als Ziehen um meinen Mund gespürt. Als würde ich ausgesaugt werden. Oder vergeblich zu saugen versuchen. Populärfreudianer werden vermutlich auf Zweiteres tippen. Das ist auch eindeutig da. Aber so eindeutig ist diese Empfindung selbst nicht; auch das Erstere schwingt mit.

Ich verliere nämlich Energie durch den Mund. Mein Kopf ist schon irgendwie vernebelt und löst sich auf. Das Ziehen ist ein Ring um den Mund, bis in die Wangen, bis zu den Nasenflügeln, innen bis zu den Augenhöhlen, nun, zumindest bis zu den Nebenhöhlen hinauf. Dieses Ziehen ist mit einem Pulsieren verbunden.
Doch eher ein archaischer Saugreflex? Uralte Erinnerungen aus meiner Urzeit? So ungefähr neun Monate nach meinem Urknall?

Oder gibt es Vampire? Die saugen doch immer am Hals, heißt es. Oder sollen wir uns mit diesem falschen Bild in falscher Sicherheit wiegen?

Die Schatten in meinem Zimmer bewegen sich unauffällig. Nur wenn sie glauben, ich merke es nicht.
Ich habe schon davon gehört, daß sich die Schatten in Wirklichkeit bewegen. Daß sie sich nach dem Licht richten wäre bloß ein Arrangement für uns Einfältige und Beschränkte. Um uns nicht zu sehr durcheinander zu bringen und uns nicht zu erschrecken. Für Erschrecken gäbe es jedoch gar keinen wirklichen Grund. Oder täusche ich mich? Lauert hinter den Schatten das wirkliche Entsetzen?

Oder kommt mein Ziehen um den Mund vom lebenslangen Zähnezusammenbeißen? Vom Sichzusammenreißen? Meine Muskeln dort können nicht mehr? Weder richtig zusammen sich zu reißen, noch lockerlassen? Ist in Erwägung zu ziehen.

Oder will ich selber zubeißen? Zurückgestaute Aggression? Will mir meinen Anteil am Leben und an der Welt erkämpfen? Wer weiß.

Zu spät?








(27./28.4.2017)















 ©Peter Alois Rumpf    April 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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