Freitag, 6. Januar 2017

561 Der Sturm

Der Sturm heult und rüttelt stoßweise an den Fenstern. Den Luftzug spüre ich bis hierher ins Bett. Die Rollo (sic!) bewegt sich hin und her. Irgendetwas schaukelt draußen im Wind und schlägt gegen die Hausmauer, unregelmäßig, aber immer wieder, auch wenn die Sturmböe gerade schwächer wird. Viel Unruhe; das ständige Reißen macht nervös, auch die Pausen dazwischen, wenn man auf den nächsten Windstoß wartet.

Überlagerte Außenweltbilder – das hat damit zu tun, daß ein Auge über die Lesebrille, das andere durch die Lesebrille schaut, wenn ich hinüber zur Bilderwand blicke.

Jetzt hat sich der Wind für eine erstaunlich lange Zeit gelegt, mindestens eine Minute, aber das steigert die Unruhe, weil man jeden Moment mehr mit dem nächsten Windstoß rechnet. Eine von den leichteren Böen löst die Spannung. Das Geräusch vereinzelter Regentropfen kommt dazu.

Jetzt legt der Sturm wieder voll los. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster in den Lichtschacht; der Luftdruck läßt die Glasscheiben in den Fenstern vibrieren. Das wilde Geleit.

Durch die geschlossene Wohnungstür zieht der unangenehme Zigarettenrauch der Stiegenhausraucher herein. Zum jetztigen Zeitpunkt sind es Handwerker, die das Stiegenhaus ausmalen.

„Guten Morgen!“ sage ich laut zu meiner Tochter und versuche, dem Ganzen einen morgendlich-optimistischen Ton zu geben, obwohl es schon gegen Mittag ist. Mein Gott! Wie oft spielt man seine Rollen ganz schlecht! Warum gebe ich diese Rollen nicht überhaupt auf? Weil nichts dahinter ist?






(4.1.2017)












 ©Peter Alois Rumpf    Jänner 2017     peteraloisrumpf@gmail.com


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