561 Der Sturm
Der Sturm heult und rüttelt stoßweise an den Fenstern. Den
Luftzug spüre ich bis hierher ins Bett. Die Rollo (sic!) bewegt sich hin und
her. Irgendetwas schaukelt draußen im Wind und schlägt gegen die Hausmauer,
unregelmäßig, aber immer wieder, auch wenn die Sturmböe gerade schwächer wird.
Viel Unruhe; das ständige Reißen macht nervös, auch die Pausen dazwischen, wenn
man auf den nächsten Windstoß wartet.
Überlagerte Außenweltbilder – das hat damit zu tun, daß ein
Auge über die Lesebrille, das andere durch die Lesebrille schaut, wenn ich
hinüber zur Bilderwand blicke.
Jetzt hat sich der Wind für eine erstaunlich lange Zeit
gelegt, mindestens eine Minute, aber das steigert die Unruhe, weil man jeden
Moment mehr mit dem nächsten Windstoß rechnet. Eine von den leichteren Böen
löst die Spannung. Das Geräusch vereinzelter Regentropfen kommt dazu.
Jetzt legt der Sturm wieder voll los. Ich werfe einen Blick
aus dem Fenster in den Lichtschacht; der Luftdruck läßt die Glasscheiben in den
Fenstern vibrieren. Das wilde Geleit.
Durch die geschlossene Wohnungstür zieht der unangenehme
Zigarettenrauch der Stiegenhausraucher herein. Zum jetztigen Zeitpunkt sind es
Handwerker, die das Stiegenhaus ausmalen.
„Guten Morgen!“ sage ich laut zu meiner Tochter und
versuche, dem Ganzen einen morgendlich-optimistischen Ton zu geben, obwohl es
schon gegen Mittag ist. Mein Gott! Wie oft spielt man seine Rollen ganz
schlecht! Warum gebe ich diese Rollen nicht überhaupt auf? Weil nichts dahinter
ist?
(4.1.2017)
©Peter Alois Rumpf Jänner
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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