3959 Das alte Bild
10:02 a.m. Dass der Holzrabe am Fenster, angestoßen vom Hochziehen des Rollos und unterstützt von der Aufwärme des Heizkörpers, hin und her schaukelt, kann ich nicht schon wieder als Einstieg verwenden. Ich habe mich im jetzt wirklich warmen Bett aufgesetzt - sorgsam darauf bedacht, gut zugedeckt zu bleiben – um mir und meinem kleinen Zimmer eine schriftlich festgehaltene Morgenbetrachtung abzuringen. Meine Augen wandern herum, vornehmlich auf der Bücherwand, weil sie gegenüber steht und vom grauen Licht aus dem Lichtschacht erfaßt zum helleren Bereich gehört. Heute habe ich vor, ein altes Bild, das ich in den frühen Achtzigerjahren gemalt habe, nach Jahrzehnten wieder zu sehen und zu betrachten; ich habe mich bei der Eigentümerin einfach eingeladen, was nicht so meine Art ist, würde ich sagen, aber ich will dieses Bild, eines der wenigen Überlebenden aus dieser Zeit, unbedingt sehen. Nachdem ich selbst es war, der in den Neunzigern alle meine damals erreichbaren Bilder zerstört hat, kann ich auch sagen, dass ich in Sachen Reue unterwegs bin (vielleicht auch in Sachen Selbstmitleid – der innere Spötter). Mein arme Seele (hab’ ich’s doch gesagt! - der innere Spötter) ist schon ganz aufgeregt. Aber jetzt fallen mir plötzlich wirklich lauter peinliche Dummheiten meines Lebens ein. Was machen die hier? Naja, das kriegen wir schon noch rechtzeitig hin! Unter meiner dünnen habe ich eine dicke Haut. Aufstehen und Frühstücken wird mich stärken.
(12.2.2025)
©Peter Alois Rumpf Februar 2025 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite