3949 Am Gestade
14:04. Ich raste am Gestade und weil auf der einen Seite die Bänke besetzt sind, sitze ich auf der anderen Seite mit Blick auf den Fünfzigerjahre-Bau und nicht auf die frühneuzeitlichen Häuser, die ich mag und die ich jetzt im Rücken habe. Das macht nichts, denn die drei Bäume vor der rationalen Fassade heben mit ihrem kahlen Geäst die krude Geometrie auf – im übrigen ist mir so ein spätneuzeitlicher Bau (Neuzeit: von 1367 bis 1967; W.D.) der klassischen Moderne allemal lieber als fast alles, was sich postmodern nennt. Ja ich raste hier am lieben Gestade, die Treppe zur Kirche hinauf berührt mich, als würde sie alte, verlorene Hoffnungen aufrufen. Ich schaue den Menschen zu, die da hinauf und hinunter gehen. Nur die Autos, die vorm Kirchenportal parken, stören. Aber die stören semper et ubique. Auch ein Presslufthammer muß irgendwo da oben arbeiten und lärmen. Trotzdem höre ich das Schlagen der Kirchturmuhr. Der – zurzeit – trockene Brunnen amüsiert mich immer, denn er ist einem betrügerischen Bader gewidmet, dessen Knechte des nachts potentielle Kunden über in der Finsternis ausgelegte Hindernisse stolpern ließen und gegebenenfalls dabei auch nachgeholfen haben und nach dem Unfall den meist betrunkenen Patienten zum Bader geschleppt haben, der diesem einen saftigen Preis für die Behandlung verrechnet hat (kann man sagen, dass das heute eleganter geht oder ist das falsch?).
Ich sollte weitergehen, aber ich sitze hier so schön, ich mag mich nicht aufraffen. Am Gesims eines Fensters im obersten Stock eines großen, sechsstöckigen Gebäudes turteln zwei Tauben; wobei es wohl richtiger wäre zu sagen, dass er sie ständig belästigt und sie immer zu fliehen versucht. (Im Großen und Ganzen vertraue ich schon auf eine assoziative und situative Logik hinter dem Rücken der Akteure respektive hier des Schreiberlings.)
(28.1.2025)
©Peter Alois Rumpf Jänner 2025 peteraloisrumpf@gmail.com
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