Montag, 27. Januar 2025

3943 Hunde

 



10:32 a.m. Der Nebel hat sich auch auf den Abhang gelegt und die kahlen Bäume recken ihre nackten Äste und Zweige mit zeichnerischer Eleganz in die Dichte und Fülle des weißgrauen Raumes. Manchmal schleicht sich dort unten ein kaum sichtbares Auto verschämt vorbei. Es schämt sich zu Recht, mit seiner aufdringlichen Zweckgerichtetheit dieses magische Nebelreich zu gefährden. Zwei Stühle in der Wiese träumen von sonnigeren Tagen – vielleicht jedoch genießen sie auch die Auszeit. Wir wissen, ich liebe solche Leiten wie hier am Rosenhain; von oben lasse ich meinen Blick in den Nebel hinuntergleiten. Der steirische Kräutertee schmeckt recht gut (obwohl ich schon allergisch bin gegen solche lokalpatriotischen Bezeichnungen, denn was ist an Melisse, Kamille, Brombeerblättern, Silberlindenblüten, Pfefferminze, Süßholzwurzel, Hibiskus, Erdbeer speziell steirisch? Könnte auch eine Mischung aus NÖ, Burgenland, Böhmen oder Slowenien sein; vielleicht sogar aus Frankreich oder Schweden? Aber so gut kenn ich mich in der Flora verschiedener Regionen auch nicht aus. Aber gut!). Ein paar kitschige Fensterdekorationen verstellen mir teilweise den freien Blick aus den großzügigen Fenstern. Schemenhafte Gestalten wandern auf der Straße und auf den kleineren Wegen. In einem Baum entdecke ich gleich über der Hauptgabelung am unteren Rand der Krone ein X, das sich im Gezweig zufällig herausgebildet hat und im Fensterglas die Spiegelungen der – wie heißt das? - spiraligen Leuchtröhrchen in den Glühbirnen der Lokalbeleuchtung. Eine Gestalt steht fast unerkennbar neben und hinter einem Baum, bis sie sich – was ich erst im Nachhinein verstehe – wieder bewegt, weil der Hund mit seinem Geschäft fertig ist und weiter trottet.

Ich bin ja schon abgestumpft, aber zu viel Kitsch halte ich doch nicht aus, wenn die Tür zum Damenklo mit einem Foto eines Hündchens mit rosa Mascherl am Kopf gekennzeichnet ist, und die des Herrenklos mit einem eines Hundes mit blauer Krawatte und keckem Hütchen (und die Hunde waren einmal Wölfe!), nein, das halte ich kaum aus. Und diese Selbstverständlichkeit, mit der angenommen wird, dass diese Beschränktheit allgemein als lustig oder nett befunden werden muß. Ich fordere das gleiche Recht wie Hunde, im Freien an einen Baum pinkeln zu dürfen! Nichts wie weg! Ich will wieder hinaus in den Nebel!


(25.1.2025)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2025 peteraloisrumpf@gmail.com

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