Freitag, 1. November 2024

3843 D’anglais

 



10:43 a.m. Nach dem englischen Frühstück mit Blunzn, Bohnen, Speck, Spiegelei, Pilzen und Taostbrot und dann noch drei Stücke ebendieses mit herrlich bitterer Orangenmarmelade auf reichlich Butter, wobei die dreieckigen Brotstücke noch in der fetten Restsauce gelagert gewesen sind und somit etwas vor deren Aromen und Substanzen aufgesogen hatten – ja, da bin ich rechtschaffen satt und situationszufrieden, und genieße mein Lieblingslokal. Mit den ersten Schlucken Kaffee hatte sich meine Stimmung, die vorher schwankend und unsicher war, begleitet von leichtem Schwindel, sofort und deutlich verbessert. Ich stelle mir vor, dass dies mein letzter Tag auf Erden ist – und das hat zumindest vordergründig nichts mit Allerheiligen/Allerseelen zu tun – und blicke so noch zum Fenster hinaus, auf die Burggasse und die Platanen, auf das Sonnenlicht auf den Hausfassaden und ich denke mir: das geht, mit diesem Anblick als letztem könnte ich gehen. Aber ich glaube mir das nicht recht und hege den Verdacht, dass das doch nur eine Gedankenspielerei ohne Auswirkung ist. Zwar überläuft mich ein kleiner Schauder, als ich meinen Kopf kurz nach links drehe, um meinen Tod, der immer hinter der linken Schulter lauert, wenn schon nicht zu sehen, so doch zu spüren, aber das ist schnell wieder vorbei und von den Alltagsillusionen aufgesaugt.

Bei Cappuccino Nummer drei bin ich jetzt, den ich jedoch koffeinfrei bestellt habe, nachdem ich schon nach dem ersten blasphemisch über das spanische Hochwasser doziert hatte, was meine liebe Frau, die mir gegenüber sitzt, mir zu Liebe ohne Protest ausgehalten hat. Wobei die Blasphemie darin besteht, bei einem wirklich üppigen Frühstück - noch dazu nach einer Anreise im Taxi – wir hatten verschlafen – abgehoben über die Katastrophe sich aufzublasen.

„Findest du nicht, dass ich seit ein paar Tagen erheblich älter ausschaue“ will ich zu meiner Frau sagen, nachdem ich mich beim Händewaschen in Spiegel gesehen habe; aber ich überlege noch, ob ich das mitten im Lokal laut aussprechen soll.

Jetzt habe ich mich verzettelt – das heißt vor lauter Zeitungslesen auf meine wichtigen Beschreibungsarbeit vergessen – und jetzt geht’s in die Albertina zum Chagall und zum Kauf der 99-Euro-Bundesmuseen-Card (Weihnachtsgeld am Konto!).


(1.11.2024)


©Peter Alois Rumpf November 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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