2327 Autos
Während Spinnen ihre Fäden über den Fluß werfen, lösen sich
die Wolken auf und bilden dünne Streifen. Habichte kreisen hoch am Himmel auf
der Suche nach letzem Getier und schwachen Menschen, und ich starre in das
Blätterdach eines Obstbaumes – fragt mich nicht welcher. Ein Apfelbaum, wie ich
vermutet aber nicht zu behaupten wagte und jetzt feststellen kann; aber fragt
mich nicht welche Sorte. Am Horizont hinter mir bewegt sich die gemeinsame
Kontur sämtlicher Bäume gegen das Nachmittagslicht wie die eines einzigen,
lebendigen, robbenden Wesens, wie ein gigantischer Wurm, der sich windet und
raupenartig vorwärts kriecht.
Nervtötend die ständige Autofahrerei in meinem Rücken. Ein
Fisch schnappt nach einem Insekt. Motorrad – eher niedrigtourig; legt erst in
der Ferne zu. Hinter der Bretterwand fährt ein Auto nach dem andern vorbei. Zu
nahe, zu deutlich, zu detailliert, um es als falsches Waldesrauschen umdeuten
zu können. Motorrad, eher niedrigtourig; legt erst in der Ferne zu. Und gleich
wieder fünf Autos. Frust und Zorn wollen in mir hochsteigen, aber von rechts,
etwas weiter entfernt, blinzelt mir eine Birke freundschaftlich zu. Das nächste
Motorrad dröhnt in den Ohren und drückt mir beinah das Trommelfell ein. Vier
Autos. Fünf. Die Wolken verziehen sich. Ein Traktor gehört fast schon zur
falschen ländlichen Idylle. Die Autos will ich nicht mehr zählen. Die
Kirchturmuhr schlägt, aber der Motorlärm ist so groß, dass ich die Schläge
nicht zählen kann. Ich weiß, das ist euch wurscht, aber mir nicht. Jetzt
blinzelt die Birke wieder, bevor ich noch „Autos: die schrecklichste Erfindung
der Menschheit“ herschreibe. Ich gehe wieder in die Sonne.
(12.7.2021)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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