Donnerstag, 27. Mai 2021

2234 VoodooFaustII, 3.Anlauf

 

Wieder setze ich mich mit Notizbuch zum VoodooFaustII, habe jedoch kaum Lust auf schreiben. Meine Brillen sind trübe, ich reinige sie, während das Operngewitter tobt. Die Haut zwischen Zeige- und Mittelfinger juckt. Nachdem ich das notiert habe, kratze ich mich dort. Von der Musik bin ich dabei abgelenkt gewesen. Ich nehme einen Schluck kalten, dünnen Kaffee, wie ich ihn am liebsten trinke. Nun folge ich wieder den musikalischen Land- und Stadtstreichern auf ihren leuchtenden Pfaden (sendero luminoso). Die Stimme des Dauphins und seines Begleiters retten irgendwas, das sonst unterginge im Schicksalsgestrudel. Mich jedenfalls. Ich spotte innerlich über mein bedeutungsgetuendes Reden. Das LaLaLa ist fröhlich und hüpft; versöhnt mich mit meinem Pathos, meiner Pathologie, weil es nicht so wichtig ist. Das wird musikalisch von etwas Ernsthaften, Sehnenden unterlegt, das wiederum zweistimmig überjault und überhüpft wird. Der Dauphin und sein Begleiter schreiten ein. Dann die liebe, liebgewonnene, süße Scheissezählung als Ende des ersten Aktes. Ich nehme einen Schluck Kaffee.

Ich lasse schriftlich einiges aus, weil ich mich nicht auskenne und müde bin und die Verdichtung nicht kommentieren kann. Angelus' Schlagzeug greift ein und treibt die Handlung, oder das Geschehen weiter über Mitternacht hinaus. Die Schönheit der Musik der Streicher.

Die Passage 9, die mich so berührt mit ihrer kosmischen Trauer und Schönheit. Bei der Scheisse 14 bis 28 löst sich meine köstliche Schwermut allmählich auf und ich atme tief durch. Das muß auch sein. Wieder ist es Angelus, der dem Geschehnisstrom eine andere Richtung gibt.

Ich lasse vieles aus, bin zu müde zum Schreiben. Ich nehme einen Schluck Kaffee. Mir fehlen auch die Begriffe und ich begreife zu wenig von der Welt. Der Dauphin mit seinem Aöhhhh rüttelt mich auf, oh danke ihro Hoheit, er bringt mich taucherten Ochsen auf die richtige Bahn zurück: Hööö! Hööö! Ich soll mir nichts scheißen und mich nicht so wichtig nehmen, singt er mir (AöHHH!) Und nun wieder die liebe, schöne, lieblichst hingehauchte Scheisse 14 bis 28.

Das Geschehen wird sanfter und dünner, bis zum furiosen Finale (mit Verlängerung nach der regulären Spielzeit). Ich nehme wieder einen Schluck Kaffee. Ich habe vor, die Tasse bis zur Neige auszutrinken.

 

(11.5.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Mai 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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