2200 Ich bin in Ordnung
Ich bin in Ordnung. Ich probiere den Satz aus, aber er fällt
mir schwer und wenn ich ihn laut aussprechen will, versagt mir die Stimme. Dann
bin ich zu träge, mich zu räuspern und den Satz nochmals auszusprechen. Ich
schäme mich.
Dann räuspere ich mich doch und ich kann ihn lauter
aussprechen, diesen peinlichen Satz; diesmal ist die Stimme ganz heiser.
Beim dritten Mal wieder ein wenig besser, aber bei „in
Ordnung“ läßt meine Stimme nach, hat alle Luft verbraucht und bricht regelrecht
ein, wird flach und schwach.
Das vierte Mal: besser: jedoch immer noch, wenn ich zum Wort
„Ordnung“ anhebe, wird meine Stimme ängstlich und unreif.
Das fünfte Mal: ich spreche den Satz Wort für Wort aus und
stoße jedes einzelne Wort mit Nachdruck hinaus. Hole zwischen jedem Wort von
neuem Luft. Es klingt trotzdem nicht gut. Schlecht und aufgesetzt; künstlich;
von außen programmiert, nicht aus meiner Mitte heraus. Der Satz ist nicht in
mir. Ich muß ihn erst überreden, bei mir zu wohnen.
(18./19.4.2021)
©Peter Alois Rumpf April 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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