Freitag, 16. April 2021

2198 Meine Schlangenköpfe

 

Meine Hände gleiten wie zwei Schlangenköpfe quer zu meinem Oberschenkel hinunter. Die zwei armen Schlangen hängen kopfüber an meinem körperlichen Lebensbaum fest. Die eine Schlange hat sich jetzt im Notizbuch festgebissen, die andere beißt den Kugelschreiber, der sich über das Papier zuckend wehrt.

Eine Frau in weiß gepunktetem schwarzen Kleid trägt eine ebensolche bemusterte Bettdecke in den anderen Raum, wodurch dieses Muster auf das ganze Zimmer übergreift. Dabei geht sie komisch, als könnte sie ihre Knie nicht abbiegen und muß ihre Beine seitlich ausfahren. Ich sehe die Frau nur von hinten. Eine Sekunde, dann ist die Szene verschwunden.

Ich reklamiere eine üppigere Geschichte; gleich lädt mich in der Albertina eine Frau in eine private Kammer, an deren Tür ich – im Gebäude verirrt – geklopft hatte. Auch diese Szene ist nach einer Sekunde verschwunden.

Die linke Schlange, die sich im Notizbuch verbissen hat, bekommt einen leichten Krampf.

Jetzt sind mir nicht nur die Augen, sondern ist auch mein Bewußtsein zugefallen.

 

(15.4.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   April 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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