Dienstag, 8. September 2020

1978 Ich gegen elf

 

Gegen elf. Ich gegen elf … Uhr. Ich lächle ein wenig über meine bemühten Versuche, mir übers Schreiben allmählich ein Ich zu basteln, das mehr hergibt als ein idiotisch-automatisiertes Ego. Möglich, dass dabei doch das Ego gewinnt.

Ansonsten sitze ich gemütlich im Bett, die (sic!) Rollo noch herunten, huste ein wenig, nehme einen Schluck gestrigen, kalten Bronchialtee, und freue mich über alles im Zimmer: mein Reich. Zwar bin ich ein König ohne Land, aber hier im Exil bei der Königin durfte ich in dieser Kemenate mein kleines Reich aus Büchern, Musik, Kunst, Schlamperei, religiösen und areligiösen Kleinkram, Staub (Oh Mensch! Gedenke …), familiären Liebeserklärungen und pragmatischer Romantik aufbauen. Wie ein stolzer Bauer über seine Felder, so lasse ich meine liebenden Augen über und durch das Zimmer wandern, vom stolzbeladenen Bücherstapel neben dem Bett bis hin zu den angeberischen Kunstkarten in Bücherregal und den Bildern an den Wänden. Hier, mit meinen angezogenen Beinen unter der wärmenden Bettdecke, das Notizbuch auf den Oberschenkeln abgelegt, hier bin ich glücklich. So wie es ist.

Mein Bewußtsein beginnt vertrauensvoll in ihre wiederherstellbare Stabilität aus der Alltagswelt abzuwandern, noch hat es keine stärkeren Auswirkungen, als daß es auf dem aufgeschlagenen Blatt Papier zu wurln beginnt.

Beim vertrauten, beruhigenden Sound der essenden und spielenden Tageskinder unten nicke ich ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

(8.9.2020)

 

 

 

 

 

 

 

 

©Peter Alois Rumpf   September 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite