1978 Ich gegen elf
Gegen elf. Ich gegen elf … Uhr. Ich lächle ein wenig über
meine bemühten Versuche, mir übers Schreiben allmählich ein Ich zu basteln, das
mehr hergibt als ein idiotisch-automatisiertes Ego. Möglich, dass dabei doch
das Ego gewinnt.
Ansonsten sitze ich gemütlich im Bett, die (sic!) Rollo noch
herunten, huste ein wenig, nehme einen Schluck gestrigen, kalten Bronchialtee,
und freue mich über alles im Zimmer: mein Reich. Zwar bin ich ein König ohne
Land, aber hier im Exil bei der Königin durfte ich in dieser Kemenate mein
kleines Reich aus Büchern, Musik, Kunst, Schlamperei, religiösen und
areligiösen Kleinkram, Staub (Oh Mensch! Gedenke …), familiären Liebeserklärungen
und pragmatischer Romantik aufbauen. Wie ein stolzer Bauer über seine Felder,
so lasse ich meine liebenden Augen über und durch das Zimmer wandern, vom
stolzbeladenen Bücherstapel neben dem Bett bis hin zu den angeberischen
Kunstkarten in Bücherregal und den Bildern an den Wänden. Hier, mit meinen
angezogenen Beinen unter der wärmenden Bettdecke, das Notizbuch auf den
Oberschenkeln abgelegt, hier bin ich glücklich. So wie es ist.
Mein Bewußtsein beginnt vertrauensvoll in ihre
wiederherstellbare Stabilität aus der Alltagswelt abzuwandern, noch hat es
keine stärkeren Auswirkungen, als daß es auf dem aufgeschlagenen Blatt Papier
zu wurln beginnt.
Beim vertrauten, beruhigenden Sound der essenden und
spielenden Tageskinder unten nicke ich ein.
(8.9.2020)
©Peter
Alois Rumpf September 2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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