1976 Die Tafel
Es brennt in meiner Brust und in meinem Hals kitzelt es. Ich
betrachte meine Zeichnung vom Lehrenden im Kreise seiner Hörenden, weil sie mir
ins Auge gefallen ist, seit Monaten zum ersten Mal. Und sie erscheint mir als
kleines Meisterwerk – zumindest aus dieser Entfernung und durch die Brille. Die
Szenerie wird wirklich lebendig. Klassischer Frontalunterricht, bewundernde
Schüler und Innen. Die jahrealte Zeichnung habe ich bis jetzt bloß als
pragmatisch-profane Arbeit im Rahmen einer esoterischen
Wunscherfüllungstechnik, einer autosuggestiven, autogenen Trainingsanordnung
und eines aufs Unbewußte abzielenden Bebilderungsapparates gesehen (hat nix
gebracht), nie als Zeichnung als Kunstwerk.
Das gesamte getackerte Arrangement dort an der Kastlwand mit
der liebenden Platane, meinem zerlegten Körper, mit dem verkleideten Spruch und
die Liste der verbotenen Wörter – die ich aus der Entfernung nicht lesen kann –
mit dem Getreidekreis und dem ungetackerten Päivis Bü aus Holz – das alles
kommt heute durch diese Zeichnung in moussierende Bewegung. Obwohl am
links-linken Rand ist sie das ausgewogene Zentrum. Ja wirklich: sie hat einen
ordentlich konservativen Touch und respektable, gesellschaftswirtschaftliche
Potenz.
Und die Tafel, vor der der Lehrende steht!
(7.9.2020)
©Peter Alois
Rumpf September 2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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