1887 Das Wunder der Stäbchen und Zäpfchen
Mir ist gerade das Wunder der Stäbchen und Zäpfchen
aufgefallen: als ich das Leselicht abgedreht habe, war es im Zimmer sofort ganz
finster. Nach einiger Zeit des Sinierens stelle ich fest: ich kann im Dunklen
sehen! Und das Ganglicht, das sich ausgerechnet so ab halb zwölf Uhr Nacht
nicht mehr ausschaltet, scheint ziemlich stark durch mein Zimmerfenster mit dem
zu kurzen und zu schmalen Rouleaux – meine liebe Frau hatte stur und steif
behauptet, die Maße ihrer Fenster auswendig zu kennen und war richtig verärgert
und hatte mit mir geschimpft, als ich mein Zimmerfenster trotzdem ausmessen
wollte. Aber als guter, braver (ich weiß zwar nicht, wo da die Tapferkeit
liegen sollte) Ehemann mochte ich mir nicht vorwerfen lassen, daß ich meinem
lieben Weibe mißtraue und ihre Angaben nachkontrollieren wolle – und damit um
Gottes willen auch sie! - und auch sonst
solchen Wickeln eher abgeneigt – also wegen dem zu schmalen und zu kurzem
Rouleaux scheint vom Gang her viel Licht zu mir herein, sodaß ich das meiste
Interieur sehen kann. Und so drehe ich mich beim Einschlafen zur Wand, damit
ich nicht ins Licht schauen muß.
(16./17.6.2020)
©Peter Alois Rumpf, Juni 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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