1699 Meine müden Augen
Meine Augen – müde vom Lesen – wollen sich nicht mehr im
Zimmer umschauen. Nur unwillig nehmen sie das eine oder andere auf und leiten
es weiter. Und unwillig setzt mein müdes Gehirn es zu schlampigen,
verschwommenen Bildern zusammen: ausfransend, dunkel, unbestimmt.
Mehr noch: das Dunkle ist gar nicht aus dem Blickfeld zu
bringen; es schwebt wie trüber Äther in der Luft und bewegt sich dabei kaum.
Zumindest merke ich nichts von Bewegung.
Das hysterische Surren setzt zusätzlich noch meiner
Wahrnehmung zu, auch wenn ich nicht erklären kann, wie der Gehörsinn auf die
Augen wirkt. Das Surren schließt meine optische Wahrnehmung ein und bearbeitet
sie von den Rändern her.
Ich bin vom heutigen Tag sehr erschöpft; ich weiß nicht
recht, wieso.
Ich merke es erst jetzt, daß in dieser Trübnis meine Bilder
an der Wand aufleuchten. Jetzt nicht so stark, aber doch! Man merkt, daß es
dahinter heller ist. Wie ich schon öfters vermutet habe: sie sind Fenster in
eine andere Welt. Darum können sie sich auch verändern, weil sie zwar von mir
hier von meiner Seite her gemalt sind, aber auch von der anderen Seite her
bearbeitet sind und immer noch bearbeitet werden. Die andere Welt, die hinter
unserer vertrauten, hat sich auch eingetragen, und weil im Zeitlosen kann sie
sich jederzeit neu ins Bild einbringen.
(9./10.1.2020)
©Peter Alois Rumpf,
Jänner 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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