1588 Alles im Zimmer, das glitzert
Eine schnelle, kurze Bewegung am linken Rande meines
Gesichtsfeldes läßt mich sofort – ohne zu denken, also unwillkürlich – auf
diese Stelle hin blicken, aber dort ist nichts Ungewöhnliches. Soweit ich es
vom Bett aus sehen kann – und ich kann es schlecht erkennen – hab ich dort ein
Laubblatt an die Wand gestiftelt, jetzt ist es braun, ich bin ohne Erinnerung,
welche Farbe es beim Installieren hatte.
Nun zieht ein Flecken durch mein Blickfeld, der alle
Stellen, über die er hinweggleitet, während seines Überflugs aufhellt. Aber
auch dieses Phänomen verschwindet bald wieder.
Akustisch umtanzt mich das Surren und bohrt sich zweigeteilt
eines in mein linkes (stärker), eines in mein rechtes Ohr. Von rechts gesellt
sich das Schnurren der Katze dazu, das bald nachläßt, weil ich nun meine rechte
Hand zum Schreiben und nicht zum Streicheln benutze. Aber zwei, drei sanfte
Streiche über den Pelz läßt es wieder anschwellen. Dann noch das Kratzen des
Kugelschreibers – wie das Schreibgerät hochoffiziell heißt, weiß ich gar nicht
– auf dem geduldigen Papier. Sonst ist es still.
Ganz von der Ferne tönt noch ein Stampfen herein. Nach
langem Nachforschen und Lauschen denke ich, es könnte auch mein Herzschlag
sein, der abgedämpft durch mein Fleisch dringt. Sicher weiß ich es nicht.
Meine Atmung ist auch noch vernehmbar.
Bevor ich das Licht abdrehe und die Pölster aus dem Rücken
nehme, lasse ich meine Augen noch einmal über alles im Zimmer, das glitzert,
wandern.
(12./13.11.2019)
©Peter Alois Rumpf,
November 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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