1585 Rückfall
Todestag meines Vaters. Ich denke auch an den Todestag
meiner Mutter und mir wird übel. Was kommt da jetzt ins Rutschen? Mein mühsam
zusammengebasteltes Gleichgewicht? Ich schließe die Augen und horche hinein.
Knacksen wie beim Abspielen alter Schallplatten in Zeitlupe.
„Identität ist für mich und mein Kind nicht mehr möglich!“
sagt wer als ich oder wer flüstert es mir ein? Ich hatte geglaubt, ich bin
einer wichtigen Erkenntnis auf der Spur, aber habe die Spur verloren und bin in ganz andere Bereiche
geraten. Zurück zum Tod meiner Eltern. In meinen Ohren herrscht Überdruck, in
meinem Geist Verwirrung. Ich will mich bei denen drüben entschuldigen, daß
Konzentration und Disziplin nicht ausreichen, bei der Sache zu bleiben und
sinnvolle Dinge zu schreiben, aber selbst das bekomme ich nicht mehr hin. Was
solls! „Laßt die Toten die Toten begraben!“ da gibt es nichts zu holen.
Das junge, fröhliche Leben kommt schon die Stiegen herauf und füllt mit jubelndem Geschrei das Stiegenhaus.
Nun ist auch mein Assoziations- und Bilderzeugungsapparat
stecken geblieben oder erlahmt. Irgendwo ist mein Jetzt wieder auf einem
Friedhof gelandet. Bei Großeltern?
„1991“. Was war da? „Als alle im Gottesdienst mitschritten
...“ - gesehen habe ich aber nur einen Mann am Boden auf allen Vieren krabbeln.
Rückfall in den Halbschlaf: ich streichle einen Wulst der
Bettdecke und meine, es wäre die Katze. Erst durch ihre Protestansage („Miau!
Miau!“) werde ich darauf aufmerksam.
Ein Zittern und Schütteln läuft durch meine Hände.
(11.11.2019)
©Peter Alois Rumpf,
November 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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