Donnerstag, 24. Oktober 2019

1557 Ein Hund bellt mich zurecht


Das Lesezeichenbändchen meines Notizbuches hat sich in Form eines seitenverkehrten, geschlungenen L am Kaffeetischen hingelegt. Mein Kaffee: schon ziemlich ausgekühlt. Ich nehme einen kleinen Schluck Wasser und werde hoffentlich bald unterbrochen, denn ich warte.

Das gelbe Licht der Lampe unterm Büropflanzenbaum, dessen Name mir unbekannt ist, erzeugt jetzt um drei Uhr Nachmittag eine heimelige, aber mit den fieber- und drogenvertrauten Abendängsten verbundene Atmosphäre in der Ecke dort. Bedrohtsein durch das sich als mißglückt abzeichnende Tagesende. Noch ist es also Nachmittag und nicht alles vorbei-gelaufen.

Ich blicke immer wieder zum Fenster hinaus, ob der Verabredete mit Stunden Verspätung schon kommt; nicht ohne eine gewisse Nervosität. Unverständlich, denn ich habe Zeit und mir geht hier im Espresso nichts ab. Zu Hause würde ich doch nur vorm Computer sitzen und – je nachdem – meine Leidensmanie verteilen oder fast schon blind und fast schon ungerecht auf die Fratzen einschlagen. Wenn ich nicht lustige Gifs verbreite. Eine gewisse Süchtigkeit muß ich schon eingestehen.

Ein Hund bellt mich zurecht, indirekt, er schimpft zur offenen Tür herein: tu nicht so empfindsam! Du bist empfindlich, nicht sensibel!

Ich lege (gleich) Notizbuch, Stift, Brille auf das Tischchen um ins wortlose Nichts starren zu können (theoretisch; praktisch schießen immer Gedankensplitter herein).









(23.10.2019)











©Peter Alois Rumpf,  Oktober 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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