Montag, 23. September 2019

1516 Ich springe aus dem Bett


Ich höre unten in der Wohnung meine Frau reden – was! Sie ist von ihrer Reise schon zurück?! - und springe aus dem Bett und wanke verschlafen die Stiegen hinunter, aber da ist niemand.
Gut, es ist halb zwölf Uhr mittags. Gut, es paßt, ich habe mich um vier Uhr morgens hingelegt. Gut, acht Stunden, genehmigt.

Ich drehe die Hühnersuppe am Herd auf auf kleinste Flamme (die Hühnersuppe drehe ich auf – was für ein Deutsch! aber ihr versteht mich!), steige wieder hinauf und in mein Bett, um einen Traum aufzuschreiben, in dem unter anderem das Haus meiner Eltern immer kleiner wurde und zuletzt nur mehr eine kleine Preßspanplatte in der Wiese war.

Nein, ich habe heute keine Lust, meine handgeschriebenen Texte aus dem Notizbuch in den Computer zu übertragen und überarbeiten; das verschiebe ich schon seit Tagen auf Morgen.
Mein Magen knurrt laut wie schon seit Jahren nicht mehr.

Warum mir der Abgeordnete Rosenkranz einfällt (so ein schöner „jüdischer“ Name!) weiß ich nicht, aber ich weiß, warum ich denke, daß der eine typische Burschenschaftlervisage hat – und damit mein ich noch gar nicht die Narben im Gesicht – denn ich kann solche Gesichter erkennen. Der Noll hat ihn wunderbar arrogant fertig gemacht! Die Nationalratswahl in einer Woche.

Aber das ist nicht so interessant. Interessanter finde ich die Kirchenglocken, die gerade läuten und in mir eine große Sehnsucht hervorrufen.
Am liebsten bin ich im Bett, warm eingehüllt, mit dem (letztlich illusorischen) Gefühl, hier passiert mir nichts, hier bin ich sicher. Darum mag ich oft nicht aufstehen: für draußen habe ich zu wenig … Kompetenz. Dort draußem mache ich keine Meter. Ich wüßte nicht, wofür ich aufstehen sollte.
Die Kirchenglocken, die schon wieder läuten – was ist denn da los!? - erinnern mich daran, daß es angeblich auch hier eine andere Welt geben soll, wo es um anderes geht, aber auch dort kann ich meine Erkenntnisse, Entdeckungen, Überlegungen und Leidenschaften nicht einbringen. Also? Wozu soll ich aufstehen? (Wie hat der Aff in München gesagt? „Über Sie will Wahrheit in die Welt kommen. Sie haben es im Denken offen, da rutscht Ihnen einiges rein ...“ - und dann schickt er mich in seiner bajuwarisch-katholischen Verengung zur Kirche, wo ich nichts verloren habe.)

Ich geh nicht mehr hinaus in die Welt. Für Abenteuer bin ich zu alt, zu schüchtern, zu unsicher, zu kraftlos. Höchstens Katzenfutter kaufen.










(22.9.2019)












©Peter Alois Rumpf,  September 2019  peteraloisrumpf@gmail.com



0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite