1458 Der verletzte Holunder
Einen Tag vor Mariä Himmelfahrt muß ich in der kühlen
Morgenluft hier am Bett so laut und plötzlich und explosiv niesen, daß die
Katze erschrickt und – mir kommt vor: unwillkürlich - ihr Schnurren einstellt.
Für Astrologen, Döbranitinnen und Laien: Niesen, plötzlich, explosiv und
Himmelfahrt: alles ein Werk des Uranos (= der Himmel).
Draußen jammern und heulen nun Arbeitsmotoren auf und ich
hoffe, daß die faulen, überaktiven Arbeiter nicht die schöne Weide oder sonst
einen oder mehrere Bäume im Hof umsägen.
Jetzt sägt oder feilt einer (eine?) im angrenzenden
Nachbarhaus an irgendetwas herum – aber eindeutig händisch (also nicht faul).
Ich höre es durch die Wände. Ich vermute feilen, oder die Person sagelt mit
einem schlechten, stumpfen, klemmenden Fuchsschwanz zum Beispiel ganz schlecht,
ungeübt und unrhythmisch.
Ich riskiere es: ich wünsche Gottes Segen und Geduld zum
Werk (wer weiß, was da Furchtbares gemacht, gebastelt oder zersägt wird).
Da jetzt sanft gehämmert wird, klingt es eher nach einem
konstruktiven Werk, das dann freilich auch häßlich und schiach sein kann.
Das Werk im Hof war schiach und böse, denn die haben den
Holunder (-der = -dron = -tree; Baum der Göttin Frau Holle!) komplett
zusammengeschnitten, daß kein Ast, kein Zweig, kein Blatt mehr übrig ist. Dabei
ist die Frau Holle die Göttin, die für den Schutz des Hauses zuständig ist. Und
früher, als es noch Restbestände des Matriarchats gab, hat es geheißen: „vor
dem Holler muß man den Hut ziehen!“, heute schimpfen sie ihn ein Unkraut. Ich
habe dem verkrüppelten, verletzten Holunder meine Hand aufgelegt und bete für
dieses bewußte Lebewesen, daß es sich erholt und die Kraft hat, nocheinmal auszutreiben.
Keine Frage, das fällt alles auf uns zurück.
(4.8.2019)
©Peter Alois Rumpf, August
2019 peteraloisrumpf@gmail.com
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