1038 Ab in die Stadt!
Ich sitze vorm Geschirrspüler und achte darauf, ob er rinnt
oder ob es uns gestern gelungen ist, das Problem zu lösen. Säße ich vor der
Waschmaschine, würde ich durch das Bullauge auf die rotierende Wäsche schauen,
da ich aber vorm Geschirrspüler sitze, kombiniere ich das rotierende Geräusch
der Spritzvorrichtung mit dem Blick auf die Anzeige, die mit grünen Stricherln
eine eckige Rotation im Uhrzeigersinn darstellt.
Nebenbei koch ich im Auftrag der Tagesmutter Karotten für
die Tageskinder – eingekauft, geschält, gewaschen, geschnitten, ins Wasser in
den kleinen Topf geworfen, zugedeckelt, Gas aufgedreht – alles selber gemacht.
Das nächstemal werde ich eine fixe Anstellung mit Sozialversicherung, Urlaub,
Urlaubs- und Weihnachtsgeld und allem anderen Pipapo verlangen! Sie kommt ja
auch nicht ins Telefonstudio, um für mich zu telefonieren, oder mich wenigstens
nach einer Beschimpfung zu trösten! (hihihi). (Ich höre eine Stimme sagen:
„Papa, das ist unfair!“ Stimmt, mein Kind, stimmt!)
Was täte ich ohne diesen Dienstauftrag? Schlafen. So habe
ich schon Kaffee getrunken und schwitze schon vor Tatendrang.
Der Geschirrspüler rinnt nicht! Super!
Warten, bis die Karotten durch sind. Kosten. Ich nehme eine
Gabel aus der Bestecklade und will schon ein Stück anstechen … da … ja, da
gerate ich ins Zögern und denke: ich warte noch!
Der Geschirrspüler gurgelt zum Erbarmen! Jetzt zeigt er an:
2:15. Ich nehme an, das sind Stunden und Minuten, die, die er noch braucht.
Jetzt rotiert er nicht mehr, er pumpt. Jetzt holt er sich Wasser (er rinnt
nicht!) und fängt wieder zu rotieren an, aber mit Anlauf, Stopp, neuer Anlauf,
langsam, schneller, hört wieder auf (er rinnt wirklich nicht!). Das geht ein
paar Mal so; er holt wieder Wasser, etcetera, etcetera.
Das Karottenwasser droht überzukochen. Deckel ab, Gabel, ein
Stücklein aufgespießt, herausgeholt, abgelegt, warten, bis es ausgekühlt ist. …
Hmm, noch fünf Minuten kochen lassen, schätze ich.
Scheiß drauf, ich trinke noch einen Kaffee. Nein, den
trinkst du nicht! Doch! Nein! Ich will aber! Ich will aber! Ich will aber! Noch
mehr schwitzen? Wurscht! Und baden? Wolltest du nicht baden? Doch, aber auch
wurscht.
Die Anzeige am Geschirrspüler zeigt immer noch 2:15, obwohl
schon mindestens fünf Minuten vergangen sind. Was zeigt die dann an?
Ich erkläre die Karotten für fertig, ohne es nochmals
überprüft zu haben und richte meinen Blick nochmals auf den Boden vorm
Geschirrspüler (Anzeige: 2:15): er rinnt nicht! Auftrag erledigt.
Ab in die Stadt zu den Biographien.
Biographie bestellt.
(23.7.2018)
©Peter Alois Rumpf Juli
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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