Freitag, 3. Januar 2025

3922 Amtlicher Kaffee

 



13:07.  Im Kaffeeamt. Zum ersten Mal. Ein schöner Raum. Zeitungen gibt es auch. Als ich von jemandem Prominenten aus dem Sportbereich gelesen habe, dass er tief religiös sei, schießen mir sofort die Tränen in die Augen. Und als aus den Boxen ein Song ertönt, den – unter anderen – meine Töchter auf ihrer Geschenkcede für mich gesungen haben - und den ich bis jetzt noch nie im Original gehört habe – bin ich sowieso ganz weg (fragt mich bitte nicht nach Titel und Interpret). Der Kaffee ist ausgezeichnet. Die Raumausstattung schön, angenehm und schlicht (zur Erinnerung: ich schreibe keine Lokalkritiken, sondern subjektive Situationen – was nicht von vornherein heißt, dass meine Aussagen unzutreffend sind). Eine schlichte Uhr hängt auch an der Wand – nicht schlecht! Die Musik passt mir auch. Ich werde einen zweiten Cappuccino trinken.

Ja, das ist fein, ein angenehmes Lokal ganz in der Nähe zu haben. Ich lasse mir jetzt auch die Karte bringen, ohne etwas essen zu wollen, für eventuelle Frühstücke hier. Die Damen und Herren, die hier arbeiten, sind ausgesprochen freundlich, auf eine offene Art (nicht das scheiß(un)freundliche vieler traditioneller Wiener Kaffeehäuser). Ich blicke durch die großen, auch schön designten Fenster auf die Straße hinaus, auf der sich nicht viel abspielt. Der Wind schaukelt die Pflanzen und die Lichterkette des zurzeit leeren Schanigartens (4°C). Und was mir schon seit Monaten im Vorbeigehen zur UBahnstation beim Blick in die Fenster aufgefallen ist: hier sind viele Eltern mit kleinen Kindern, die einen eigenen, kindergerechten Raum haben.

Ich lehne mich im Sessel zurück, dabei strecke ich meinen Oberkörper vorsichtig, um keine Kreuzgeschichte auszulösen. Ich drehe mich auf dem Stuhl, um meine Blickrichtung ein paar Grad nach links zu verschieben und sozusagen diagonal durchs Lokal zu schauen. Und wie ich vermutet habe, schaue ich dabei so ziemlich genau Richtung Nord (ich weiß nicht, ob der wandernde Magnetpol mit einberechnet ist). (Oder ist diese Frage ganz dumm?) Zum Thema „tief religiös“: ich vermute, dass in eine tiefe, echte, ins Leben gebrachte Religiösität zu finden, eine tiefe Sehnsucht schon in meiner Kindheit war – wieso sollte mich das sonst so berühren? So jedoch bin ich ein einsamer Vogel, der zu fliegen nie gelernt hat.


(3.1.2025)


©Peter Alois Rumpf Jänner 2025 peteraloisrumpf@gmail.com

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