Donnerstag, 6. Mai 2021

2223 Intro

 

Mir gefällt es, wie sich diese Frau – ich glaube eine frankophone Schweizerin – auf dem Bild auszieht - der depperte Hut sollte gar nicht sein – und wie der Maler heißt, fällt mir auch nicht ein. Ich starre auf das kleine Magnetbildchen, das ich an den Lautsprecher meines Ghettoblusters anmagnetisiert habe, und die kleine Gestalt wird plastisch und scheint sich zu bewegen. Nun, es waren etwas viel Medikamente heute: Duloxetin, dieser Colesterinsenker mit dem komischen Namen und das Schmerzmittel gleich zweimal, obwohl als höchste Dosis eineinhalb für unter Fünfundsechzigjährige angegeben ist und für ältere weniger. Die anderen Magnetbildchen oder Kunstkarten spielen nicht mit; nur die Schweizerin. Sie wird sogar ein wenig rot, wie ich sie so anstarre. Angeblich war sie arm und hat deshalb gegen Bezahlung bei dieser Halbakt-Geschichte mitgemacht. Ist so zumindest im Beitext in der Albertina gestanden. Viertelakt eigentlich – was den Grad der Entkleidung betrifft. Nicht unbedingt eine Schönheit, aber gerade das Gewöhnliche  - nicht im abwertenden Sinn! - gefällt mir und macht mir das Bildchen so erotisch. Eindeutig dreidimensional. Ein Drei-De-Bild ohne Technik und aus dem Stand.

Oh! Die gezeichnete Platane darunter – ein Geschenk meiner älteren Tochter – einfach am Kastl angetackert – pulsiert und atmet! Also auch! Den finstern, dürren Totenschädl kann ich hier vom Bett aus gar nicht erkennen. Von mir als Memento Mori dorthin am Ghettobluster platziert hat er diesbezüglich völlig versagt. Ich mag halt den Dürren nicht – trotz Albertina. Und über meiner Schweizerin glurren die neuvalisischen Visionäre ärger als je zuvor. Ihr tiefes, intensives Sehen löst alles andere auf.

Ein nicht vorhandener Käfer krabbelt eine Sekunde lang am Rande der zwei Visionäre und verschwindet plötzlich wieder - schwupp! - ohne wegzufliegen, ohne wegzukrabbeln. Sicher ein Kurzbesucher aus einer anderen Dimension.

Zum ersten Mal merke ich: der eine Visionär gafft extrovertiert, der andere intro.

 

(5./6.5.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Mai 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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