2222 Springbrunnen
In bin unterwegs in verschlampter barocker Anmutung – mein
drei Tage alter Zopf löst sich schon ein wenig auf und die befreiten Haare
hängen wirr unter der mit einem veganen Kunstbutton (arte povera) bestückten
Baskenmütze hervor – und schaue unter vielen jungen Studentundinnen im
Innenhofpark des alten josephinischen Allgemeinen Krankenhauses, das heutzutage
als Universitätscampus dient, in der Lindenallee auf einem Bankerl sitzend,
voll Neid dem kleinen, nicht allzu hoch spritzenden Springbrunnen bei seiner
Dauerejakulation zu. Könnte mir vorstellen, dass das mit der Zeit auch fad
wird, aber sein wässriges Ejakulat erzeugt eine dichte, tanzende
Wasserskulptur. Ach ja – Kreativität nicht vergessen! Mein Kreuz schmerzt trotz
pharmakologischem Schmerzmittel (soviel kann ich verraten: später am Tag wird
das noch die Hölle und ich konnte vor Schmerz nicht mehr aufstehen, sondern
mich nur mehr in Zeitlupe herumwälzen) und ein kleines Baby jauchzt kurz beim
Vorbeiflug zweier Tauben auf, während seine Mutter ins Smartphone starrt und
nichts mitbekommt.
Ich raste am Weg zwischen Therapie und dem Shop für magische
Pflanzen, wo ich mir unter anderem ein sanfteres Schmerzmittel kaufen will.
Wolken ziehen auf und verdecken die Sonne, fernes Donnergrollen glaube ich auch
gehört zu haben – wenn das nicht von einer Baustelle gekommen ist – eine
frische Brise kommt auf, bei der Kirche da drüben über der verdeckten Straße
setzt das Mittagsgeläute ein und für mich wird es besser sein, mich auf den Weg
zum Kräutergeschäft zu machen. (Soviel kann ich vom Im-Nachhinein verraten: ein
Peyote-Kaktus wird auch dabei sein.)
(5.5.2021)
©Peter Alois Rumpf Mai 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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