2118 Stecknadelkopf
Regen tropft auf … worauf eigentlich? Auf die
Fensterscheiben? Die Fensterbank? Den Lichtschachtboden? Anderes? Was erzeugt
in Zusammenarbeit mit den Regentropfen das wohlbekannte, wohlvertraute
Geräusch?
Meine Augen jucken. Ich höre Windböen. Es ist 13 Uhr und ich
bin gerade erst vom Schlaf erwacht. Erwacht von der eingetretenen Stille, da
die Tageskinder nun ihren Mittagsschlaf halten. Wenn die Kinder wüßten, dass
ich ihre Gespräche, Rufe, Streits, ihr Weinen, Lachen und Singen als
Hintergrundrauschen für mein Schlafen und Träumen nutze!
Aber jetzt auf einmal fühle ich mich mit der Tatsache
unwohl, dass es schon so spät ist. Dabei bin ich niemandem Rechenschaft
schuldig. Soeben hat jedoch das grausame Schuldgefühl eingesetzt. Ich habe
keine Termine, beziehe eine Pension und kein Arbeitslosengeld, aber in meinem
Inneren ist die Hölle los. Und weil ich morgen um 14 Uhr einen Termin habe, bin
ich jetzt plötzlich hochgradig nervös. Mein Duloxetin habe ich um halb neun
schon eingenommen.
Die Katze gesellt sich zu mir und beginnt nach ein paar
halbherzigen Streichlern meinerseits leise quitschend zu schnurren. Was war da
jetzt los? Der Panikknoten in mir ist nicht explodiert und scheint sich gerade
wieder langsam zu entschärfen. Ich nehme es in Kauf, dass die Seiten meines
sorgsam gehüteten Notizbuches voller Katzenhaare werden. Hilft vielleicht das
Schnurren meiner Katze, aufkommende Paniken aufzulösen?
Der Knoten in der innersten Körpermitte ist nur mehr so groß
wie ein Stecknadelkopf. So kann sich der Hunger bemerkbar machen und ich werde
aufstehen und hinunter zum Frühstücken gehen.
(13.1.2021)
©Peter Alois Rumpf
Januar 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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