2114 Letz
Ich liege als ein altes, letzes Tier in meiner Höhle und
verlasse sie nicht. Es ist heller, sonniger Tag, aber ich liebe die Nacht.
Jetzt döse ich nur so, umschlossen von einer zähen Substanz, Traumfetzen von
versäumten Liebesszenen und fehlenden Prüfungen, Phantasien über die Rettung
der Welt, der Wiederbewaldung der Sahara und wie ich mit dem Bayern endgültig
abrechne, Gedanken über die menschliche Natur oder die Bedeutung und optimalen
Definition von Begriffen (zB Mitleid: tut sich selbst im andern leid;
daraus folgt Unfähigkeit, dem andern zu helfen; Und Mitgefühl: fühlt mit dem
andern mit, ohne ihn mit sich selbst zu vermischen; echte Empathie), die
politische Lage oder was weiß ich was, Empfindungen an den unterschiedlichsten
Körperstellen (so bewege ich meine Finger der linken Hand gegen erheblichen
Widerstand und empfinde die Bewegung als außerhalb meiner selbst, als würde ich
aus verschiedenen Bezirken bestehen und mich im Moment nur im Innersten
aufhalten) treiben heran und driften wieder weiter. Ich streiche mit dem
Ringfinger meiner rechten Hand ohne diese zu bewegen über das Holz des
Bettgestells, und das Geräusch und was mein Finger spürt füllen meinen Kokon und
sind ein unglaublich intensives und lautes Erlebnis, wie unter einem
sensorischen Vergrößerungsglas.
Langsam meldet sich der Hunger und will mich aus der Höhle
treiben. Darauf reagiere ich nicht sofort; noch ist das Bedürfnis, in diesem
reichen, heilsamen Schwebezustand zu verharren, größer.
(8.1.2021)
©Peter Alois Rumpf
Januar 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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