3871 Das Krawattenstück
11:11 a.m. Im letzten Traum heute hatte ich in einer eher farbschwachen, grau-braunen Welt in einer Schublade eines Kleiderkastens herumgesucht. Offensichtlich ein verlassenes Haus, alles war ausgeräumt, nur mehr so Reste wie Teile von Kleiderbügel und Ähnliches lag am Boden herum und in den Kästen. Aber in dieser tiefen, großen Schublade lag die abgetrennte Spitze einer Krawatte - schon ein paar Zentimeter groß - und die war so bunt und farbig und glänzend, dass es sich völlig von seiner faden Umgebung abhob, wie ein Schmuckstück aus verschiedenen Edelsteinen – aber eben aus Stoff, aus wertvollem Stoff. Ich staune und staune und habe die Idee, dieses Stück aus der Lade zu nehmen und in meinem Zimmer zu den Kunstkarten und Kultgegenständen zu hängen, aber es kommt nicht mehr dazu. Jedenfalls ist nach dem Aufwachen das schöne Stück nicht da (er schwankt in seiner Deutung zwischen der Theorie, dass dieses Krawattenstück ein Scout der anorganischen Wesen war, der sich in seinem Traum bemerkbar machen wollte, worüber er sich absurderweise geehrt fühlen würde, und der Theorie, dass mit dieser tiefen, großen Schublade dieser sein Blog gemeint ist und das wertvolle Stück darin seine literarische Produktion – der innere Spötter). (Es könnten – so viel ich weiß – beide Theorien zutreffend sein: der anorganische Scout taucht auf und der Rest des Alltagbewußtsein, das beim Träumen noch wach ist, versucht den Scout, ein Klumpen fremdartiger Energie, so gut es geht in die vertraute Alltagswelt, zu der der Scout nicht gehört, einzukleiden und einzufügen und in das gerade traumaktive Psychodrama des Träumenden einzubauen – was jedoch wegen der fremden Energie nie ganz gelingen kann; darum strahlt er auch so heraus. Aber ich bin hier kein Wissender, sondern bloß eine Vermutender – der innere Kritiker.)
Jetzt jedoch schaue ich aus dem Musikzimmer auf den wolkigen Himmel (beim Aufstehen war er noch hoffnungsvoll blau mit einem grandiosen, scharfen, deutlichen und ganz weißen Kondensstreifen darin) und irgendwo unten von der Straße kommt Baulärm, der das stille Bild vorm Fenster Lügen straft. Ein dickes Insekt fliegt am Fenster vorbei. Die Wolken ziehen – ich würde sagen: nach Osten. Die Tageskinder singen fröhlich ihre eigenen Gesänge und Rufe.
(18.11.2024)
©Peter Alois Rumpf November 2024 peteraloisrumpf@gmail.com
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