Mittwoch, 27. November 2024

3881 Vindobona

 



14:10. Vindobona. Kaum schreib ich das hin, schüttelt schon der Wind die Äste der Bäume direkt vorm Café am Wallensteinplatz; und nur die. Ich komme mir cafémäßig hier fast wie am Land vor, jedenfalls vorstädtisch, keinesfalls urban: überdekoriert, übereifriger, unglücklicher Mischmasch. Die Musik aus den Boxen – ich vermute relativ aktuelle aktuelle Hits. Eh nicht unangenehm. Ein Einzelplatz in einer Fensternische ist natürlich genial, wenn auch der Blick hinaus durch zu viel Zeugs am Fensterbrett etwas verstellt ist. Aber sie haben alle für mich wichtigen Tageszeitungen hier und sogar den Falter. Also doch nicht nur ländlich. Und ich habe von meinem bequemen, nicht zu großem Fauteuil einen schönen weiten Himmel im Gesichtsfeld. Gerade noch blau zieht jetzt eine helle große Wolkenfläche herein und schiebt sich immer weiter über den Himmelsausschnitt. Die Hausfassaden leuchten nicht mehr im betörendem Sonnengelb, aber völlig stumpf sind sie noch nicht. Nebenbei gesagt: Mein Auftritt beim Eintritt ins Lokal war nicht unsouverän, obwohl – oder weil – ich gleich gefragt habe, ob es okay ist, wenn ich nur einen Kaffee trinke. Die große Wolkenfläche ist wieder dabei, meinen Himmelsausschnitt zu verlassen und hinter ihr das Blau wieder freizugeben. Die Fassaden leuchten wieder hellgelb auf. Ein bißchen ist das wie ein Ausflug in eine fremde Stadt. Ich werde bald heim zu meiner Fischsuppe gehen.


(26.11.2024)


©Peter Alois Rumpf November 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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