1999 Ein Knäuel
Schlecht rasiert. Das merkt man am deutlichsten in der Nacht
darauf.
Ich habe mit dem Satz da oben angefangen, aber dann alles
schwungvoll durchgestrichen. Ich starte einen neuen Versuch mit der vertrauten
Technik, wenn mir nichts einfällt: schau auf deine Bilder an der Wand.
Tut sich nicht viel. Ich richte die Nachttischlampe auf sie.
Ich gaffe mit, ich gaffe ohne Brille. Ein paar Zacken laufen durch mein Gesichtsfeld.
Mehr nicht.
Eine kann ich fixieren und an Ort und Stelle halten: sie
wird dann soetwas wie zackend-rillendes mehrfarbiges Blinken. „Blinken“ ist zu
viel gesagt: es schwebt ein Knäuel Wahrnehmungsverzerrung im Raum, in welchem
Knäuel sich Linien, Konturen und Farben schwach blinkend bewegen und zucken.
Zurück zu den Bildern. Zwischen meinem linken Auge und den
Bildern hängt immer noch so ein Knäuel, der beinah schon zu glühen anfängt,
gelblich und weiß. Sehr bewegt das Ganze, die Zacken laufen, rennen und winden
sich – ähnlich der Luft, die an einem heißen Sommertag über dem Asphalt
flimmert, nur schärfer, kantiger, konturierter, eckiger, trippiger, heller,
gleißender, und vor dunklem Hintergrund.
(24./25.9.2020)
©Peter
Alois Rumpf September 2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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