1044 Die Wand gegenüber ist so toll
In der kleinen Espressobar beginnt die Luft leicht zu
moussieren, als wäre ein ganz feiner, fast durchsichtiger Nebel da, der sich
sanft bewegt. Wenn ich mich jedoch darauf konzentriere, verschwindet das
Phänomen – oder was immer es ist.
Freitag, drei Uhr Nachmittag, Sommerzeit, ist gerade vorbei,
vorher haben noch die Kirchenglocken geläutet, sehr laut, sehr aufrüttelnd.
Aber ich empfinde dieses Geläute immer noch erhebend, den Herzraum weitend, ja,
beglückend. (Obwohl ich wieder ausgetreten bin (Gruß ans KiKaKo); ich habe
meine verquirkste Liebesgeschichte endgültig beendet; der gescheiterte zweite
(eigentlich dritte) Anlauf war sowieso bloß ein Döbereinerauftrag, dem ich mich
unterworfen habe.)
Schreiben und Kaffeetrinken (sehr guter Kaffee – Paim!)
stabilisiert meine Wahrnehmung. Der unsichtbare Nebel ist nicht mehr da.
Angenehme Musik, schlichter Jazz.
Letztens habe ich hier geschrieben, daß die Wand gegenüber
so toll ist; zu Hause habe ich mir gesagt: so toll ist sie auch wieder nicht.
Jetzt starre ich schon länger hin und diese Striche, Flecken, sozusagen
zerkratzten Farbflächen finde ich wieder so interessant, so reich, so ganz in
der Fülle des Seins (darf man das sagen?). Ich kann, wenn ich will, lange
hinschauen, ohne daß mir fad wird.
Jetzt gaffe ich auf das Holz, aus dem die Bar gemacht ist
und es gefällt mir sehr in seinen leicht bläulichen, verschiedenen Grautönen,
wo manchmal noch das Gelbliche des Holzes durchschimmert, einfach
zusammengezimmert aus schmalen, aufrechtstehenden Latten.
So! Nun bin ich verantwortungsvoll, gehe nach Hause
(gestärkt von zwei Cappuccinos), hole die Einkaufliste meiner Frau, ergänze mit
dem, was mir als fehlend aufgefallen ist, nehme den Trolly und gehe einkaufen.
(27.7.2018)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
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