Freitag, 1. Mai 2009

40 Unsichtbare Arbeit

Pater Andreas von Reindorf hatte einmal in einer Predigt gesagt – sinngemäß, wörtlich weiß ich es nicht mehr -, dass das Entscheidende im Unsichtbaren geschehe; nämlich wie dort die Gewichte verschoben werden. Und damit war durchaus gemeint, dass man die Wirkung des Betens nicht unterschätzen soll. Nun komme ich zu einer Idee, die ich bei Günther Nenning – es ist schon lustig, wo man all seine Krümmelchen aufklaubt - in einem Vortrag vor Theologiestudenten gehört habe: dass die Kirche mit ihrer reichen Erfahrung auch an Nichtarbeit für Arbeitslose eine Perspektive geben könnte. Wenn die einen alles „labora“ für sich in Anspruch nehmen, bleibt den Leerausgegangenen das „ora“ als Perspektive.
Was also auf den ersten Blick wie eine beruhigende, aber gesellschaftlich eher sinnlose Beschäftigungstherapie für Arbeitslose aussieht, könnte doch einiges für sich haben: Arbeitslose als Arbeiter am Unsichtbaren.
Wie oben zitiert werden im Unsichtbaren, in dem Bereich, der der Realität zeitlich und strukturell voraus liegt, die Weichen gestellt für die herankommende Realität. Was heute in diesem Bereich geschaffen wird, was da zugelassen oder verhindert wird, das wird morgen Wirklichkeit. Oder um es genauer und döbranitisch zu sagen: was ich heute in meiner Wirklichkeit an Himmel zulasse oder verhindere, wie sehr ich in meinem Leben den Himmel, wie er es verlangt, Gestalt werden lasse oder nicht, das wird an diesen unsichtbaren, aber wirklichkeitstragenden Bereich zurückgemeldet und wird mir morgen als neue Wirklichkeit serviert. Entweder als erfüllte Wirklichkeit oder – wenn ein unerlöster Rest geblieben ist – wird mir dieser noch als Zuschlag draufgegeben. Als unangenehmer meistens, weil wir ja gewöhnlich das für das Ego Unangenehme nicht durchlassen wollen.
Und Beten wirkt in diesen unsichtbaren, der Realität vorgelagerten Bereich hinein (und lässt ihn auf uns wirken). So kann Beten schon die Gewichte verschieben, vielleicht das eine oder andere im Leben Verpatzte wieder „ausbessern“.
Das hat sicherlich nicht nur Auswirkungen auf den Einzelnen, sondern auch auf die Gesellschaft. Und so könnten Arbeitlose z.B. einen wertvollen Dienst an der Gesellschaft leisten, wenn sie beten. Sie könnten dann erhobenen Hauptes umhergehen, ihren arbeitenden Mitmenschen offen in die Augen schauen und bräuchten sich nicht einmal für die gegebenenfalls erhaltenen Unterstützungen genieren, denn auch die Beter in den Klöstern hatten und haben meistens einen gut dotierten Job.


© Peter Rumpf 2009 peter_rumpf_at@yahoo.de

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