2478 Am Schloßberg
Am Schloßberg, am Schloßberg, am Schloßberg. Am Schloßberg
scheint die Sonne. Am Schloßberg geht eine leichte Brise. Am Schloßberg sehen
wir schön über die Stadt. Ein Harfenspieler hinter mir spielt Harfe. Das Laub
ist in Herbstfarben. Der Himmel ist blau. Es ist noch warm in der Sonne, wenn
auch der Wind frisch ist. Viele Leute! Eidechsen. Ein sauberes Städtchen, das
Gradec! Meine Frau schleudert ihre Jacke über mein Notizbuch und entschuldigt
sich dreimal. Die vielen Schritte rundherum knirschen im Kies stereophon,
quadrophon, multiphon: wie Geräuschteilchen, die durch den Raum aus
verschiedenen Richtungen, mit verschiedenen Geschwindigkeiten, als einzelne, im
Familienchor, oder im Duett, Terzett, Quardett, Quintett, Sextett … leicht,
schwer, akurat, schleifend fahren, gehen, wandern, traben, auf der Stelle
scharren … Dazu kurzzeitig stationärer Vogelgesang. Die Harfe. Wenn die
aufhört, hört man eine depperte Ziehharmonika, leider. Wie ich diesen
rustikalen Größenwahn hasse! Die Selbstverständlichkeit der Geschmacklosigkeit,
die nie bemerken will, wie hässlich, aufdringlich und deplatziert sie ist und
mit welcher unverfrorenen dummen Selbstblindheit sie den Raum einzunehmen sie
sich unangekränkelt berechtigt fühlt.
Ich weiß nicht, wann ich fertig bin, aber meine liebe Frau
liegt noch auf der Bank in der Sonne. Ein Bäumchen schaut wackelnd über das
Begrenzungsmäuerchen, noch einigermaßen grün. Verschiedene Sprachen und Dialekte.
Gerade an den zarten Passagen der Harfenmusik quetscht, quitscht und grunzt die
Dodelmusik herein.
Im Hinuntergehen stelle ich mir vor, wie ich vom
Schloßbergpark oben zur Liesl hinunter, wo der Rustikalmusikant steht, Anlauf
nehme und selbigen einfach anspringe, auf dass es ihn umhaut und es ihn samt
seinem Instrument auf den Asphalt aufknallt; meine möglichen eigenen
Verletzungen aus Edelmut in Kauf
nehmend; aber ich bin halt bloß ein Theoretiker und Träumer, kein Mann der Tat.
(23.10.2021)
©Peter Alois Rumpf Oktober 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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