Montag, 18. Oktober 2021

2469 Gibt es mich überhaupt?

 

Ich weiß nicht: die späte Nachmittagssonne auf den Häuserwänden und Straßen, ihr Glanz und ihr Gelb – sie machen mich fast irre vor Schmerz und Sehnsucht. Ich verstehe es selbst nicht. Diese Empfindungen kenne ich schon seit meiner Kindheit. Ich schaue und schaue in dieses Glitzern hinein; betrachte die Schatten der tiefer stehenden Sonne in den Fugen der Bahnsteigpflasterung zum Beispiel, wie jetzt. Ein Schauder läuft über meinen Rücken, als ich begreife, dass sich in diesen Ritzen schon die Nacht versteckt und bereit hält; bald wird sie hervorkriechen. Die gezackten Linien der Fugen machen in diesem scharfen, kühlen, warmfabigen Licht ein abstraktes Muster; eine Matrix aus einer anderen Welt, die nichts mit unserer hier zu tun hat. Das Gedudel und Gepiepse der sich öffnenden und wieder schließenden Zugtüren hinter mir verstärkt diesen abstrakten und befremdenden Effekt. Wo bin ich? Ist unsere Welt ganz falsch? Sind das die wahren Muster? Und ich? Gibt es mich überhaupt?

 

(16.10.2021)

 

©Peter Alois Rumpf  Oktober 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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