2474 Wie eh und je
Das Fenster ist offen und das Zimmerlicht ist trüb. Wie eine
fremde Installation hängt dieses unterm Plafond und jenes werde ich bald
schließen, weil es kalt wird. Die Nacht ist trotzdem still. Ich hänge
schwermütig in den Pölstern, seufzend und ganz unzufrieden mit mir; mit vielen
wegwerfenden Gesten im Inneren. Die weiße Wolke in Mali Lošinj führt sich als
umgedrehte Badewanne auf, und in Rettenschoess will sich ein Berg mit
eingezogenem Gipfel davonschleichen. Die Zitadelle von Veliki Lošinj bemerke
ich zum ersten Mal, dabei habe ich selbst das Bild vor dreiunddreißig Jahren
gemalt. Die zwei Visionäre sind noch unter Schock, aber beginnen, die Starre
aufzulösen. Das Fenster habe ich immer noch nicht zugemacht. Ich bin ratlos.
Vielleicht habe ich es geschafft, wenn ich einfach so liegen bleibe, mich nicht
mehr rühre. Ich kann nicht mehr weiter. Natürlich weiß ich, dass ich nichts
durchziehen werde. Die zwei Visionäre grinsen wieder, wenn auch etwas
verhalten. Ich denke an Hypatia von Alexandrien. Beschweren brauch ich mich
wirklich nicht. Schlafen mag ich heute auch nicht. Jetzt bin ich so weit, dass
ich über mich lache: wie ich da im Bett hocke, alle die Bücher und alle meine
Bilder, Karten, Kultgegenstände, das ganze angenagelte und aufgetackerte Zeugs
um mich, sozusagen meine magischen Kraftobjekte, und ich bin ratlos wie eh und
je.
(20./21.10.2021)
©Peter Alois Rumpf
Oktober 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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