Freitag, 22. Oktober 2021

2474 Wie eh und je

 

Das Fenster ist offen und das Zimmerlicht ist trüb. Wie eine fremde Installation hängt dieses unterm Plafond und jenes werde ich bald schließen, weil es kalt wird. Die Nacht ist trotzdem still. Ich hänge schwermütig in den Pölstern, seufzend und ganz unzufrieden mit mir; mit vielen wegwerfenden Gesten im Inneren. Die weiße Wolke in Mali Lošinj führt sich als umgedrehte Badewanne auf, und in Rettenschoess will sich ein Berg mit eingezogenem Gipfel davonschleichen. Die Zitadelle von Veliki Lošinj bemerke ich zum ersten Mal, dabei habe ich selbst das Bild vor dreiunddreißig Jahren gemalt. Die zwei Visionäre sind noch unter Schock, aber beginnen, die Starre aufzulösen. Das Fenster habe ich immer noch nicht zugemacht. Ich bin ratlos. Vielleicht habe ich es geschafft, wenn ich einfach so liegen bleibe, mich nicht mehr rühre. Ich kann nicht mehr weiter. Natürlich weiß ich, dass ich nichts durchziehen werde. Die zwei Visionäre grinsen wieder, wenn auch etwas verhalten. Ich denke an Hypatia von Alexandrien. Beschweren brauch ich mich wirklich nicht. Schlafen mag ich heute auch nicht. Jetzt bin ich so weit, dass ich über mich lache: wie ich da im Bett hocke, alle die Bücher und alle meine Bilder, Karten, Kultgegenstände, das ganze angenagelte und aufgetackerte Zeugs um mich, sozusagen meine magischen Kraftobjekte, und ich bin ratlos wie eh und je.

 

(20./21.10.2021)

 

©Peter Alois Rumpf  Oktober 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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