Donnerstag, 22. April 2021

2207 Resignation

 

Wieder hocke ich in meinem kleinen pensionistischen Reich und warte auf Eingebung. Wie erleichternd, dass ich keine Karriere mehr machen muß. Und wie traurig. Aber sei's drum! Ich kann über eine Kunstpostkarte hinschreiben, dass darauf eine Giraffe zu sehen sei, dabei schaut die abstrakte Pinselstrichkombination eher wie ein Kamel aus. Oder ein Dinosaurier. Oder gar nichts. Das ist der Vorteil der Resignation! Oder von einer anderen Kunstkarte (alle in der Albertina gekauft) kann ich über den depperten violetten Hut schreiben, was ich will, ob's zutrifft oder nicht, und dabei verschweigen, dass mir nur gefällt, wie die Frau dabei ist, die Träger ihres Leiberls von der Schulter zu schieben und ihre noch verdeckten Brüste freizugeben. Ich kann das schreiben. Muß es nicht. Wegen der Resignation ist das egal.

Oder ganz was anderes: ich kann hinschreiben, dass der Kurz ein Arschloch ist oder im Gegenteil, dass ich ihn und seinen Langen liebe – wie es scheint's zur Zeit in türkisen Kreisen Mode ist. Ganz egal! Wegen der Resignation strebe ich keinen Posten als Staatsbeteiligungslenker, oder Staatskünstler oder ORF-General oder Oppositionsführer an und kann machen, was ich will. Oder ich nenne die Pharmaindustrie mafiös. Oder die Firma Sigma, oder wen oder was auch immer. Wegen der Resignation bin ich nichteinmal mehr der Wahrheit verpflichtet. So ist meine Existenz am Abstellgleis großartig und herrlich. Besser könnt' ich es gar nicht haben.

Nur mit dem Geld hapert es noch ein wenig. Aber immerhin habe ich im Lotto über zehn Euro gewonnen!

 

(22.4.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   April 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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