2207 Resignation
Wieder hocke ich in meinem kleinen pensionistischen Reich
und warte auf Eingebung. Wie erleichternd, dass ich keine Karriere mehr machen
muß. Und wie traurig. Aber sei's drum! Ich kann über eine Kunstpostkarte
hinschreiben, dass darauf eine Giraffe zu sehen sei, dabei schaut die abstrakte
Pinselstrichkombination eher wie ein Kamel aus. Oder ein Dinosaurier. Oder gar
nichts. Das ist der Vorteil der Resignation! Oder von einer anderen Kunstkarte
(alle in der Albertina gekauft) kann ich über den depperten violetten Hut
schreiben, was ich will, ob's zutrifft oder nicht, und dabei verschweigen, dass
mir nur gefällt, wie die Frau dabei ist, die Träger ihres Leiberls von der
Schulter zu schieben und ihre noch verdeckten Brüste freizugeben. Ich kann das
schreiben. Muß es nicht. Wegen der Resignation ist das egal.
Oder ganz was anderes: ich kann hinschreiben, dass der Kurz
ein Arschloch ist oder im Gegenteil, dass ich ihn und seinen Langen liebe – wie
es scheint's zur Zeit in türkisen Kreisen Mode ist. Ganz egal! Wegen der
Resignation strebe ich keinen Posten als Staatsbeteiligungslenker, oder
Staatskünstler oder ORF-General oder Oppositionsführer an und kann machen, was
ich will. Oder ich nenne die Pharmaindustrie mafiös. Oder die Firma Sigma, oder
wen oder was auch immer. Wegen der Resignation bin ich nichteinmal mehr der
Wahrheit verpflichtet. So ist meine Existenz am Abstellgleis großartig und
herrlich. Besser könnt' ich es gar nicht haben.
Nur mit dem Geld hapert es noch ein wenig. Aber immerhin
habe ich im Lotto über zehn Euro gewonnen!
(22.4.2021)
©Peter Alois Rumpf April 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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